Ein unglaublich attraktiver Beruf
In ihrem Berufsalltag realisiert Anne Heidrich die Träume ihrer Kundschaft. Privat möchte sie sich jetzt ihren Traum vom Titelgewinn Miss Handwerk erfüllen.
Die Zahl der Fliesen in den Bädern und Küchen von Rüthnik dürfte bei weitem die Zahl der Einwohner übersteigen. 471 Gemeindemitglieder zählt das brandenburgische Idyll gerade mal. Eine von ihnen ist Anne Heidrich. Die 22-jährige Auszubildende liebt das Dorfleben. Vor allem aber den starken Zusammenhalt unter den Dorfbewohnern. Wenn es aber darum geht, den Beruf des Fliesen-, Platten- und Mosaiklegers jungen Menschen schmackhaft zu machen, setzt die junge Frau ganz klar Prioritäten. Und das bedeutet, ab nach Düsseldorf zum Fotoshooting und für ein attraktives Berufsbild posen.
Frauen erobern Männerdomäne
Auf der Website der Handwerkskammer Potsdam entdeckt sie den Aufruf zur Fotoaktion "Germany’s Power People". "Den Wettbewerb finde ich klasse. Ich liebe meinen Beruf und es wäre schön, wenn ich dadurch das Handwerk populärer machen kann." Bei jedem einzelnen Wort schwingt die Begeisterung für ihren Job deutlich mit. Klar sagt Anne, in dem eher männerdominierten Gewerk trifft sie zunächst auf die Skepsis der männlichen Kollegen. "Wenn sie auf der Baustelle aber merken, dass ich einiges drauf habe, werde ich ganz schnell akzeptiert." Und mit einem herausfordernden Lachen fügt sie an: "Dass wir Mädels in den eher stark männlich ausgeprägten Gewerken angekommen sind, mit dem Gedanken müssen die Jungs noch ein wenig warm werden."
Der Duft von Fliesen- und Fugenmörtel
Mit dem Duft von Fliesen- und Fugenmörtel wächst Anne im Familienbetrieb von Vater Dirk und Onkel Jens Heidrich auf. Ein anderer Beruf als der des Fliesenlegers kam für die zierliche Handwerkerin nicht in Betracht. "Der Fliesenleger kommt als letztes Gewerk auf eine Baustelle. Dann verwirkliche ich die Träume meiner Kundschaft. Und erst dann sieht ein Haus vollständig aus." Parallel zur Ausbildung studiert Anne an der Brandenburgischen Universität Cottbus Bauingenieurwesen. Der Meister steht ebenfalls auf der Agenda. "Mein Traum ist es, irgendwann die Firma zu übernehmen", betont die 22-Jährige, die sie sich für diese Aufgabe bestens vorbereiten möchte. Bis zur Betriebsübernahme werden jedoch noch einige Berufsjahre ins Land ziehen.
Medienwirksame Aktion
So bleibt also Zeit, als Miss Handwerk ein Jahr lang die Branche zu repräsentieren. Überrascht ist sie vor allem von dem großen Medienecho. Nach dem Shooting Germany’s Power People in Düsseldorf und während des Votings hat sie in Fernsehsendungen und in Zeitungen Interviews gegeben. "Wahrscheinlich finden sie es sympathisch, wenn Frauen den Beruf des Fliesenlegers ausüben." Eine Botschaft übrigens, die sie als Miss Handwerk ins Land tragen möchte: "Ich möchte die Vorurteile über das Handwerk aus der Welt schaffen und beweisen, dass Handwerk nicht nur eine raue Männerwelt ist, sondern dass wir Frauen in der Berufswelt Handwerk sehr gut zurechtkommen."
Text: Wolfgang Weitzdörfer/kle
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