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Raphael holt Doppeltitel!
Die Bilanz könnte nicht besser sein. Zwar konnte Raphael Nau die Mister-Wahl nicht für sich entscheiden. Trotzdem freut er sich über zwei neue Titel.
Backen, kochen, sieden, rühren, schlagen, garen, stürzen, sieben, wiegen. Etwa ein halbes Jahr bereitet sich Raphael Nau auf die Konditorprüfung in Wien vor. Zwei Tage nach der Wahl Miss und Mister Handwerk in München fährt der Bäckermeister und Konditor schwuppdiwupp zur Prüfung in die österreichische Hauptstadt. "Ich war ein nervliches Wrack", erzählt Raphael einige Wochen nach der anstrengenden Prüfung. Sein fröhliches Lachen hat er trotzdem nicht verloren. Längst hat er auch seinem Ego verziehen, das mal wieder den höchsten Schwierigkeitsgrad an den jungen Handwerksmeister stellt. "Ich bin einfach perfektionistisch angehaucht und wollte unbedingt an Leistung alles abliefern", sagt Raphael. Klares Ziel: Das Meisterstück muss einwandfrei werden. "Ich wusste, mein Schokoladenschaustück ist aufwendig und vom Schwierigkeitsgrad ist alles enthalten, was die Prüfer verlangen."
Ich packe meinen Koffer
Ein Raum, ein Tisch. Das war alles, was der Wiener Prüfungsausschuss den zwölf Prüflingen zur Verfügung stellte. Von der kleinsten Prise Salz bis hin zu Schüsseln, Töpfen und Handwerksgeräten mussten sämtliche Rohstoffe und Arbeitsgeräte verpackt und eingeladen werden. "Ich hatte 25 Kilogramm Kuvertüre mit und sogar meine Airbrushpistole für das Schminken der Marzipanfiguren eingesteckt." Am Montagmorgen, 7.30 Uhr heißt es drei Tage Top oder Flop für Raphael. Nach der anfänglichen Nervosität stellt sich rasch die handwerkliche Routine ein. "Ich habe mich auf die Arbeit fokussiert." Nach wenigen Minuten ist Raphael einfach nur Profi mit dem Tagesmotto "durchziehen und Prüfung bestehen."
Meisterstück aus 100 Prozent Schokolade
Fruchtig, sahnig, schokoladig produziert Raphael eine Aufschnitt-Torte, eine Festtags-Torte, Teegebäck, Tagesdesserts, Pralinen, ein Rosenbouquet, sechs Marzipantiere, ein Frühstück und das Meisterstück: eine ein Meter hohe Schokoladensäule komplett zum Vernaschen. Der Sockel bestand aus mehreren Platten. Eine der Platten stand hochkant. "Da musste ich ganz genau aufpassen und exakt arbeiten und auf den Gewichtsschwerpunkt achten." Eine Wasserwaage hilft, das richtige Lot zu finden. Der Sockel endete oben mit einer Schokoladen-Marmorplatte. Eine Schokoladensäule wurde mit goldenen Schokotrüffeln und einer blau-weißen Schoki-Kordel verziert. "Dafür musste ich ziemlich üben, um das so hinzukriegen," Den Abschluss bildete eine Schokoladenblume mit Blättern und Ranken. "Ich habe alles geschafft, was ich mir vorgenommen habe, allerdings habe ich die Zeit nach hinten stark unterschätzt."
Immer ein Quäntchen mehr
Von morgens bis abends arbeitet der engagierte Handwerksmeister am Zeitlimit. Immer mit dem Anspruch an höchste Handwerksqualität schafft es der Meisteranwärter nach drei Tagen rechtzeitig die Prüfungsarbeiten abzugeben. Wie sollte es auch für den Perfektionisten anders sein, liefert Raphael immer ein Quäntchen mehr als gefordert. Der Bäckermeister lacht: "Für den Fall der Fälle, wenn mal eins nicht so gut aussieht, habe ich gleich größere Stückzahlen gefertigt."
Eine Meisterleistung
Während der Prüfungsausschuss tagt, nutzt der 26-Jährige die Zeit, den Tisch aufzuräumen und das Werkzeug einzusammeln. Nach 90 Minuten Beratung endlich das Ergebnis: Raphael ist frischgebackener Konditormeister! Sein Meisterstück sogar auf dem ersten Platz gelandet. Und jetzt: Tusch, Luftsprünge, Purzelbaum schlagen? "Erst einmal ausatmen, das Gespräch mit den Prüfern zu Ende bringen und nach einer kleinen Meisterfeier bin ich direkt in den elterlichen Betrieb gefahren," fällt die Feier-Bilanz eher nüchtern aus.
Immer dabei: Kandidaten der Wahl Miss und Mister Handwerk 2019
Die ganze Zeit haben die Kandidaten des Wettbewerbs "Germany’s Power People" Raphael die Daumen gedrückt. "Alle haben gefragt, wie es läuft und wollten Bilder sehen", geht der Kontakt zum Glück über den Wettbewerb hinaus. "Germany’s Power People" ist eine Aktion vom Deutschen Handwerksblatt mit seinen Partnern der SIGNAL IDUNA Gruppe und der IKK classic. Bei einem Fotocasting werden jeweils zwölf Handwerkerinnen und zwölf Handwerker gewählt. Raphael schafft es aus über einhundert Bewerbern auf Anhieb in den Handwerkskalender. Dort ist er nicht nur der Kalenderstar für den Monat Dezember. Gleichzeitig wird sein Foto für das Titelbild des GPP-Kalenders 2019 ausgewählt.
Ein ganz normales Arbeitsleben?
Und wie geht’s weiter, Raphael? "Erst einmal möchte ich ein ganz normales Arbeitsleben führen", folgt diesen Worten gleich eine kleine Lachsalve. "Aber ja, ich überlege, ob noch etwas anstehen könnteeee …". Schokoladenwettbewerbe, der Brotsommelier oder der Schokoladensommelier sind da nur drei Dinge, die dem Hans-Dampf-in-allen-Gassen in wenigen Sekunden einfallen.
Fotos: privat/Werbefotografie Weiss/Text: Brigitte Klefisch
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